1. Die Gründung
Das „Reichsgesetz betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften” vom 01. Mai 1889 hat als wesentliche Änderung die beschränkte Haftpflicht zugelassen, Erwerb und Verlust der Mitgliedschaft von der Eintragung in die gerichtliche Genossenschaftsliste abhängig gemacht, sowie die gesetzliche Revision eingeführt. Durch diese neuen gesetzlichen Bestimmungen kam es zu einer ersten Welle von Gründungen von Baugenossenschaften. Diese wurde sehr stark unterstützt durch die Bemühungen des Vereins für Sozialpolitik, dessen Gedankengut auch auf die Initiatoren zur Gründung unserer Genossenschaft stark eingewirkt hat. Die Mitglieder an der Gründungsversammlung am 07.03.1899 bildeten drei Gruppen: Die Philanthropen – neun Pfarrer, Lehrer und Ärzte –, zehn Fabrikanten bzw. Finanziers sowie 74 Handwerker, Gewerkschaftler und Arbeiter christlicher, freier und liberaler gewerkschaftlicher Herkunft. Die Zusammensetzung dieser Gründerversammlung macht deutlich, was für die Geschichte unserer Genossenschaft verbindlich bleiben sollte: Die Mitarbeit aller am gesellschaftlichen Leben Beteiligter als unmittelbare Folge sozialen Engagements und die daraus resultierende Toleranz gegenüber allen Gruppen.
2. Von der Gründung bis zum Ende des 1. Weltkriegs
Nachdem der Versuch, in der Gründungsphase ausschließlich Erwerbshäuser zu bauen, nicht angenommen wurde, weil sich die Arbeiterschaft nicht an einen Ort binden lassen wollte, ging man zu Beginn des Jahrhunderts zum Bau von Mietshäusern über. Es entstanden bis zum 1. Weltkrieg 97 Häuser mit 488 Wohnungen. Entscheidend wurde bei dieser ersten Bautätigkeit Wert darauf gelegt, das Gebiet zwischen Subbelrather Straße und Blücherpark zu erschließen, um ein möglichst großes und zusammenhängendes Gebiet zu schaffen.
3. Die Phase zwischen den Weltkriegen
Die Bautätigkeit zwischen den beiden Weltkriegen kann aus heutiger Sicht nur Respekt auslösen. In dieser Zeit hat unsere Genossenschaft 115 Eigenheime fertig gestellt sowie 348 Miethäuser mit 1.903 Wohnungen. Äußerlich fällt die schmucklose Fassade der Häuser aus den 30er Jahren gegenüber der reichen Gliederung der Häuser aus den 20er Jahren auf. Zuschnitt und Ausstattung der Wohnungen aus den 20er Jahren sind wesentlich besser, als die der später gebauten Objekte. Zum überwiegenden Teil haben die Wohnungen aus den 30er Jahren keine Einzelbäder und genügen auch in ihrer Grundrissgestaltung den heutigen Anforderungen nicht mehr. Sie haben einen großen Teil des Modernisierungsbedarfes und der Modernisierungstätigkeit in den 80er und 90er Jahren dargestellt.
4. Die Gesamtbauleistung der Genossenschaft bis zum 2. Weltkrieg
Die Wohnungsbauleistung belief sich zu dieser Zeit auf 334 Eigenheime mit 529 Wohneinheiten sowie 463 Mietshäuser mit 2.502 Wohneinheiten. Diese Leistung verdankt unsere Genossenschaft in erster Linie ihrem Gründer, Rektor Franz-Peter Schmitz der sich seit jeher für die Gemeinnützigkeit eingesetzt hat. Sein Bestreben, die Kosten im Interesse der Mitglieder zu begrenzen, wird in allen Worten und Taten deutlich. So hat er die Genossenschaft bis zu seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst vollkommen unentgeltlich geleitet. „An der Gründung und an dem Ausbau der Genossenschaft, besonders an dem überaus günstigen Grunderwerb, hat Herr Rektor Schmitz einen so hervorragenden Anteil, dass man sagen kann, das Unternehmen ist sein ureigenstes Werk. Mit außergewöhnlicher Tatkraft und mit klugem, weitschauendem Blick fördert er das gute Gedeihen und den blühenden Fortschritt der Genossenschaft. Der günstige Stand des Geschäftes ist ihm zu verdanken. Der Geschäftsbericht wäre unvollständig, würde seiner nicht darin gedacht. Aufsichtsrat und alle Mitglieder der Genossenschaft haben so unbegrenztes Vertrauen zum Vorsitzenden des Vorstandes und benützen gerne diese Gelegenheit, ihm ihre größte Anerkennung und ihren aufrichtigen Dank zum Ausdruck zu bringen” (Anmerkung des Aufsichtsrates aus der Schrift zum 10jährigen Bestehen der Genossenschaft aus dem Jahre 1909). Nicht unerwähnt dürfen an dieser Stelle die beiden anderen „Eisheiligen”, Josef Vasters und Wilhelm Steinkrüger bleiben, die gemeinsam mit Rektor Schmitz das Unternehmen geleitet haben. Mit Recht erinnern Straßennamen in unserem Wohngebiet an alle drei Einzelnen und die Eisheiligenstraße an die drei gemeinsam. Rektor Schmitz hat die Genossenschaft auch nach 1933 bis zu seinem Tode am 03. Januar 1947 geleitet.
5. Entwicklung nach Ende des Krieges
Unmittelbar nach dem Krieg war die Zeit der Trümmerbeseitigung und die Durchführung von Notmaßnahmen. Erst nach der Währungsreform entstand die Möglichkeit zum planmäßigen Wiederaufbau und zur Instandsetzung des in erheblichem Umfang beschädigten Haus- und Wohnungsbestandes. Lediglich 82 Wohnungen wurden als „unbeschädigt” angegeben. Der Wiederaufbau gestaltete sich sehr schwierig, da wenig Bauarbeitskräfte und Baumaterialien vorhanden waren. Ohne die Eigeninitiativen der jeweiligen Mitglieder hätte der Wiederaufbau in diesem Umfang nicht gelingen können. Im Jahr 1954 wurde die Genossenschaft mit vier anderen Kölner Wohnungsgenossenschaften Gesellschafter der „Altstadt Wiederaufbau GmbH Köln”. Ziel dieser Unternehmung war die Förderung des Wohnungsbaus und der Wiederaufbau der Altstadt. Die Gesellschaft wurde im Jahr 1968 wieder aufgelöst. Wohnungsbestände in Rodenkirchen und in der Altstadt stammen aus der Liquidation dieser Gesellschaft.
Der Wiederaufbau unserer Genossenschaft nach dem 2.Weltkrieg ist untrennbar mit Jakob Schupp verbunden, der sich von 1950 bis 1979 als geschäftsführendes Vorstandsmitglied bleibende Verdienste für unsere Genossenschaft erworben hat.
6. Heute
Bis heute ist der Bestand der Genossenschaft auf mehr als 4.000 Wohneinheiten in mehr als 600 Wohnhäusern angestiegen. Die Mitgliederanzahl liegt bei rund 5.000.
Neben Neubau als Ergänzung des Bestandes in gewachsenen Quartieren hat die Genossenschaft seit Beginn der 80er Jahre zunächst Bestände aus den 30er Jahren durch Ausbau und Erweiterung den heutigen Standards angepasst. Danach sind die Laubenganghäuser der 50er Jahre saniert worden. Inzwischen stellt sich immer mehr aus wirtschaftlichen Gründen die Frage, ob einer Sanierung Abbruch und Neubau vorzuziehen sind. Dies setzen wir zur Zeit bei unserem Ossendorfer Wohnungsbestand aus den 30er Jahren um, wo bis 2021 die Ossendorfer Gartenhöfe neu entstehen werden.